Lautsprecher-Kalibrierung & Verbesserung der Akustik

Die akustische Umgebung des Hörraums hat einen großen Einfluss auf die Klangqualität. Wände, Decken und Böden sowie große Objekte wie Mischpulte, Tische, Gerätegestelle und Möbel verursachen Reflexionen.

Die akustische Kalibrierung minimiert Raumeinflüsse und hilft, einen linearen und neutralen Frequenzgang zu erzielen. Beispiel für eine ungünstige Abhörsituation: Ein zu hoher Basspegel im Abhörraum kann zu einem zu niedrigen Bassanteil in der endgültigen Mischung führen.

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Kalibrierung

Verwendung von GLM und DIP-Schaltern

Alle aktiven Monitorsysteme von Genelec bieten Möglichkeiten zur Raumanpassung, um Raumeinflüsse auszugleichen und an der Abhörposition einen möglichst linearen Frequenzgang zu erreichen. Analoge Systeme verfügen über DIP-Schalter zur Klangregelung, während Smart Active Monitor (SAM)-Systeme mit digitaler Signalverarbeitung die Option bieten, das System automatisch über die GLM-Software (Genelec Loudspeaker Manager) und AutoCal kalibrieren zu lassen.

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Stellen Sie zuerst das Messmikrofon in Ohrhöhe (typische Höhe: 1,2 bis 1,4 m) am Abhörplatz auf. Vergewissern Sie sich, dass die Lautsprecher in der korrekten Entfernung und Höhe positioniert sind. Nehmen Sie eine Messung des Frequenzgangs vor. Analysieren Sie die Messergebnisse, und stellen Sie die DIP-Schalter so ein, dass jeder Monitorlautsprecher einen möglichst linearen, ausgewogenen Frequenzgang aufweist.

Zur Pegel-Kalibrierung drehen Sie die Sensitivity-Regler (Eingangsempfindlichkeit) aller Lautsprecher zunächst ganz nach rechts. Dann justieren Sie die einzelnen Regler so, dass alle Lautsprecher an der Abhörposition den gleichen Pegel aufweisen.

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Im Beispiel unten wurde der Bass-Tilt-Filter genutzt, um die Anhebung der tiefen Frequenzen durch die Aufstellung des Monitors nahe an einer großen Wand auszugleichen.

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Für eine optimale Wiedergabe des gesamten Spektrums empfehlen wir, 2-Wege-Monitore vertikal zu positionieren. Wird ein 2-Wege-Lautsprecher horizontal aufgestellt, führen die unterschiedlichen Hörabstände zum Hochtöner und zum Tief-/Mitteltöner zu Einbrüchen im Bereich der Übergangsfrequenz, sobald sich der Hörer seitlich von der akustischen Achse entfernt.

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Große Tische oder Mischpulte vor den Monitoren können eine Anhebung im Bereich von 160 – 200 Hz bewirken. Einige Genelec-Lautsprecher besitzen einen speziellen DIP-Schalter (Desktop Control) zur Kompensation dieser Anhebung. Die AutoCal-Funktion der SAM-Lautsprecher übernimmt dies automatisch.

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Genelec Loudspeaker Manager (GLM)

GLM, Genelecs eigene Audio-Kalibrierungssoftware für SAM-Monitore, kann hier heruntergeladen werden here.

Um die GLM-Software mit Ihrem SAM-System zu nutzen, benötigen Sie außerdem das GLM-Kit (8300-601), das den GLM-Netzwerkadapter, das 8300A-Kalibrierungsmikrofon und den Mikrofonhalter, ein 1,8 m langes USB-Kabel und eine Kurzanleitung zum Anschluss enthält. Der Netzwerkadapter wird über das mitgelieferte USB-Kabel mit Ihrem Mac oder PC verbunden und über ein 5 m langes Ethernet-Kabel (das mit jedem SAM-Gerät separat geliefert wird) an Ihre SAM-Monitore angeschlossen.

Bitte beachten Sie, dass der GLM keine klassischen Genelec-Monitore steuern kann. Wenn Sie Classic-Modelle verwenden, müssen Sie die DIP-Schalter an der Rückseite so einstellen, dass der Frequenzgang nach der Aufstellung im Raum möglichst neutral ist.


Test-Signale

Um das Ergebnis Ihrer Kalibrierung oder Akustikbehandlung zu überprüfen, indem Sie die Basswiedergabe Ihres System bewerten, können Sie hier Audiotestsignale herunterladen here. Die verfügbaren Signale umfassen einzelne Frequenzen, einen Sweep-Ton, rosa Rauschen und eine 85 Hz Sinuswelle.


Raumakustik verbessern

Die Kalibrierung der Lautsprecher ist zwar auch allein schon hilfreich, kann aber bestimmte raumakustische Probleme nicht immer ausgleichen. Studioräume für die Audioproduktion sind für das Abhören ausgelegt und sollten mit angemessenen akustischen Maßnahmen so optimiert werden, dass eine hohe Abhörqualität gewährleistet ist. Im Folgenden stellen wir einige Ansätze zur Verbesserung der Raumakustik vor, empfehlen jedoch, einen professionellen Akustiker hinzuzuziehen.

Harte Oberflächen wie Glas, Beton, Trockenbauwände oder MDF reflektieren Schall.

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Weiche Materialien wie Steinwolle/Mineralwolle, Sofas, schwere Vorhänge oder Teppiche absorbieren Schallenergie. Zur Absorption tiefer Frequenzen sind dicke Schichten poröser Materialien erforderlich.

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Unregelmäßige Oberflächen bewirken eine Streuung der Schallwellen, wobei der Streuwinkel von der Art des Diffusors abhängt. Bei tiefen Frequenzen zeigt Streuung in der Regel keine Wirkung.

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Sehr effektiv können kombinierte Oberflächen sein, die streuen und absorbieren, da sie den Einfluss von Reflexionen hörbar reduzieren.

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Reflexionen erster Ordnung können hohe Pegel aufweisen, nachfolgende Reflexionen sinken im Pegel deutlich ab. Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt beim Studiodesign darauf, den Pegel von Erstreflexionen, die an der Abhörposition eintreffen, zu minimieren. Reflexionen, die sehr schnell nach dem Direktschall der Monitore eintreffen, werden als Erstreflexionen oder Frühe Reflexionen (Early Reflections) bezeichnet. Ein Ziel beim Design von Regieräumen ist es, diese Reflexionen zu reduzieren oder ganz zu unterbinden, so dass an der Abhörposition hauptsächlich der Direktschall zu hören ist.

Flatterecho:

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Reflexionsfreier Bereich am Abhörplatz:

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Ein typischer rechteckiger Raum mit einem Abhörsystem bietet verschiedene akustische Optimierungsmöglichkeiten. Einige möchten wir Ihnen im Folgenden näher vorstellen.

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A

Schrägen Sie die vorderen Ecken des Raums im 30-Grad-Winkel ab, und verwenden Sie hierfür Materialien mit hoher Masse (Beton, Ziegel, mehrschichtige Gipskartonplatten etc.). Bei Materialien mit mittlerer Masse sollten die Hohlräume hinter diesen Wänden unbedingt mit Mineralwolle ausgefüllt sein.

B

Nutzen Sie an den Seitenwänden eine Kombination aus Absorbern und Diffusoren. Beachten Sie, dass dünne Schichten poröser Absorber nur hochfrequente Reflexionen reduzieren.

C

Ist der Raum groß genug, setzen Sie auch an der Rückwand absorbierende und streuende Elemente ein.

D

Tieffrequente Raumresonanzen kontrollieren Sie durch großzügigen Einsatz absorbierender Materialien, beispielsweise in den Ecken, im hinteren Bereich des Raums und an der Decke. Es können auch präzise angepasste und positionierte Plattenabsorber (Membranabsorber) genutzt werden.

E

Eine Kombination aus Absorbern und Diffusoren direkt über dem Hörplatz reduziert akustische Reflexionen der Decke.